Wenn Nicole von Reisen spricht, strahlt Ihr Gesicht. Die Route ihrer einjährigen Weltreise 1997 hat sie noch genau vor Augen: Australien, Los Angeles, Französisch-Polynesien, Bora Bora, Fidschi, West-Samoa, Hong Hong, Philippinen, Thailand, Kambodscha, Indien, Nepal und Burma (heute Myanmar). Und während ich überlege, wie ich ohne Google & Duden die Namen dieser Länder einigermaßen richtig hinbekomme, sieht es es aus, als ob Nicole an die Zeit ihrer Weltreise zurückdenken würde. An einem dieser Reiseorte, nämlich auf Burma, reifte die Idee, sich mit Yoga intensiver zu beschäftigen. Warum? Dazu später.

Jedenfalls ist heute Yoga eine Leidenschaft für Nicole. „Ich übe selbst regelmäßig und das hilft mir sehr dabei, trotz langer Arbeitstage am Computer gesund zu bleiben; Yoga taktet also meinen Tag“, sagt die freiberufliche Grafikerin, die inzwischen seit zwölf Jahren Ashtanga-Yoga unterrichtet.

Neben Yoga und Reisen mag Nicole Fotografie und Bücher sehr. „Ich lese gerne kreuz und quer: Von der Twilight-Saga über Klassiker wie Goethes Faust bis zur Science Fiction. Ich mag John Irving und Isaac Asimov sehr gerne, zum Beispiel“, erzählt die Yoga-Lehrerin.

Wie wichtig Nicole das Nebeneinander von Hobby und Beruf ist, betont sie immer wieder im Gespräch. „Yoga und der Job ergänzen sich sehr gut. Durch Yoga habe ich den direkten Kontakt zu den Menschen. Als selbständige Grafikerin kann ich in Ruhe kreativ arbeiten“, erzählt die 49-jährige Halbfranzösin.

Da Nicoles Wissensdurst nicht nur durch die Bücher gestillt werden kann, ist auch nach den Kanada-, Neufundland- und Marrakesch-Reisen im vergangenen Jahr bereits das nächste Reiseziel klar: Pünktlich zu ihrem runden Geburtstag im Mai dieses Jahr fährt sie nach Norwegen.

Wie Nicole schließlich zu Yoga, Ashtanga und Shine! Yoga Lindenthal kam, erzählt uns die Ehrenfelderin, die seit März 2017 offiziell neben der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, im Interview.

Nicole, jeder Yogi hat seine Geschichte, wie er zum Yoga gekommen ist? Welche ist Deine? Warum Ashtanga?

„Mit 29 war ich ein Jahr lang auf verschiedenen Kontinenten unterwegs. Ich habe damals in Burma insgesamt vier Wochen verbracht. Da Meditation dort ein Teil der Lebensphilosophie ist, wollte ich mehr darüber wissen. In Rangun, Burmas damaliger Hauptstadt, habe ich mich für ein 7-tägiges Retreat angemeldet, eine Art Mediation. Konkret ging es um Vipassana – meditieren im Sitzen ohne zu kommunizieren. Der Tag war streng getaktet, mit kleinen Pausen für die Mahlzeiten. So sind 3 bis 4 Stunden am Stück zusammengekommen, in denen wir nur gesessen haben ohne zu reden oder sich zu bewegen. Den Einheimischen fiel das leichter, außer mir war noch eine Holländerin dabei. Drei, vier Tage war es die Hölle. Dann ging es. Dennoch habe ich gemerkt, wie schwer das ist. Ich habe gemerkt – ich muss sitzen lernen. Wie soll ich mich sonst darauf konzentrieren, mich zu konzentrieren. Dann habe ich mich entschieden, das Sitzen durch Yoga zu erlernen.

Unmittelbar nach meiner Weltreise habe ich mit Hatha-Yoga angefangen. Als meine Yoga-Lehrerin krank wurde, habe ich verschiedene Yoga-Arten ausprobiert. Schließlich bin ich bei Ashtanga geblieben. Mit meiner Ausbildung startete ich nun 2004. Ich wollte primär mehr über die Philosophie von Ashtanga sowie dessen Entstehungsgeschichte erfahren, denn Asanas sind nur ein kleiner Teil des Ganzen. Dass ich jetzt seit circa 12 Jahren auch Ashtanga unterrichten werde, daran hätte ich damals nicht gedacht. Anfangs, 2005, habe ich Freunde und Bekannte unterrichtet. Mittlerweile ist Ashtanga ein Teil meines Lebens. Das, was ich suche – Kraftaufbau, Dehnung und auch den meditativen Aspekt – habe ich in dieser Yoga-Richtung gefunden. Dadurch, dass es sich um eine feste Serie handelt, kann ich beim Üben abschalten und mich so auf die Übungen selbst sowie die Atmung fokussieren“.

Vor Kurzem hast Du die Ausbildung zur 2. Serie des Ashtanga-Yoga abgeschlossen. Was hast Du dazu gelernt?

„Tatsächlich gibt es wenig Angebote für die 2. Serie des Ashtanga-Yoga. Denn die Nachfrage ist noch nicht groß. Die offizielle Leitlinie für die Aufnahme der 2. Serie ist, dass Yogis dreimal nach unten in den Bogen und wieder nach oben aus eigener Kraft kommen sollen. Das ist ziemlich schwierig. Zum Glück wird dieses Kriterium nicht so streng angewendet. Außerdem dauert es 7-8 Jahre bis Yogis die 1. Serie richtig beherrschen.

Da ich bisher verschiedene Übungen der 2. Serie nur aus einzelnen Workshops kannte, war es für mich durchaus sinnvoll, diese auch etwas strukturierter und vertiefter zu erlernen. Diese Ausbildung hat mir außerdem geholfen, die Serie besser zu verstehen. Ich weiß jetzt auch, welche Vorübungen notwendig sind, um die tatsächlichen Asanas dieser Reihe richtig auszuführen“.

Du bist eine sehr erfahrene Lehrerin. Was macht einen guten Yoga-Lehrer aus?

„Mit Freude unterrichten und diese Freude weitervermitteln können“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Dass die Schüler sauber und gesundheitsfördernd üben – darauf sollte jeder Yoga-Lehrer achten. Ein guter Lehrer weiß, wann ein Schüler aufgemuntert und wann gebremst werden soll. Jeder ist anders und hat andere körperliche Voraussetzungen. Daher sollte das Üben auch individuell an die Möglichkeiten des Schülers angepasst sein. Schließlich soll die Yoga-Praxis nicht weh, sondern gut tun.“

In unserem Studio unterrichtest Du samstags Yoga im Mysore-Stil? Was steckt dahinter?

„Mysore ist eine Stadt in Indien – der Ursprungsort von Ashtanga. Dort etablierte Pattabhi Jois Ashtanga als Yoga-Stil. Mysore-Stil ist also eine Übungs- und Unterrichtsmethode, die nach dieser Stadt benannt ist. Im Mysore-Stil praktiziert der Schüler die Übungsserie im eigenen Tempo. In Indien wird 5 Tage pro Woche nach der Mysore-Methode geübt, 1 Tag pro Woche in angesagter Klasse. Das heißt, der Lehrer gibt die Übung und den Takt in seiner Ansage vor, wie in Yoga I und II bei uns im Shine! Yoga-Studio.

Das Unterrichten im Mysore-Stil hat, wie alles im Leben, Vor- und Nachteile. Üben die Schüler die feste Reihenfolge im eigenen Rhythmus, können sie Atem und Bewegung besser synchronisieren. Als Lehrer kann ich mich bei Unterrichten im Mysore-Stil intensiver und individueller um meine Schüler kümmern. Das ist ein klarer Vorteil.

Außerdem können die Lehrer die Übungen in diesem Unterrichtsstil sehr gut an die Schwachstellen, etwa Knie- oder Rückenprobleme der Schüler, anpassen.

Andererseits, setzt der Unterrichtsstil voraus, dass die Schüler die Übungsserie mit der Zeit erlernen. Das geht schneller als die meisten denken. Anfangs – das kann durchaus eine längere Zeit sein – sage ich die Übungen an bis die Schüler sie verinnerlicht haben. Wichtig ist, dass die Schüler die Hemmschwelle, immer wieder zu fragen, welche Übung als nächste kommt, überwinden.

Am besten schnuppern Yogis in beide Unterrichtsstile rein, um die passende Kurs-Form für sich zu finden… Optimal wäre eine Kombination aus angesagten sowie Mysore-Klassen“.

Du leitest regelmäßig die Anfänger-Yogakurse bei Shine! Yoga Lindenthal. Welche Erfahrungen hast Du mit den Yogi-Anfängern gemacht?

„Meistens ist die erste Unterrichtsstunde eine Herausforderung für mich. Anfangs frage ich mich, wie lernen sie das bloß…Gegen Ende des Kurses merke ich immer wieder, dass es mal wieder super funktioniert hat. Ich bin sehr zufrieden damit, die Entwicklung der Anfänger-Yogis zu sehen und natürlich an ihrem Erfolg beteiligt zu sein.

Die ersten Unterrichts-Stunden sind für mich als Lehrer anspruchsvoll. Es kommen Leute, die ich vorher nicht kannte, sie mich und sie sich untereinander ebenfalls nicht. Es kommt erst einmal darauf an, sich gegenseitig kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Ich bin oft darüber überrascht, wie schnell das geht und wie hochmotiviert die Teilnehmer sind – sie üben mit Feuer, Eifer und Elan.

Ob jemandem die Übung schwer oder leicht fällt, zeigt nicht, ob dieser Schüler ein guter Yogi wird. Zuhören und die Übung sauber umsetzen ist viel wichtiger als falscher Ehrgeiz. Schließlich werden im Unterricht keine Noten vergeben. Wichtiger ist es, so zu lernen und zu üben, dass es Körper und Geist gut tut sowie Freude bereitet!“

Das Gespräch mit Nicole führte Ivelina Entcheva

Unsere Yogakurse für Einsteiger und Fortgeschrittene

Du möchstest Yoga mit Shine! Yoga Lindenthal ausprobieren? Dann haben wir folgende Kurse für dich:


Anfängeryoga

  • 1x wöchentlich, immer samstags
  • Dauer: 10 Einheiten ab dem 22.04.2017
  • Uhrzeit: 12.15 – 13.45 Uhr
  • Lehrerin: Nicole Babel
  • Teilnehmerzahl: Kleingruppe
  • Preis: 140€ / Person
  • Anmeldung: telefonisch unter 0221 70 99 12 55 oder per E-Mail an kontakt@shineyoga.de

Yoga I

  • Montag & Donnerstag: 10:00 – 11:30 (Martin)
  • Donnerstag: 19:45 – 21:15 (Martin)
  • Freitag: 18:00 – 19:30 (Martin)
  • Sonntag: 17:00 – 18:30 (Flavia / Sandra)
  • Preis: Siehe Preisliste
  • Anmeldung: Nicht erforderlich

Yoga II

  • Dienstag: 19:45 – 21:15 (Flavia)
  • Preis: Siehe Preisliste
  • Anmeldung: Nicht erforderlich

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