Yoga ist schon längst kein Trend mehr, sondern ein fester Bestandteil unseres Alltags: Etwa 2,6 Millionen Menschen in Deutschland schwitzen und meditieren durch Pranayamas (Atemübungen), Asanas (Körperübungen) und Savasana (Entspannungstechnik) im Namen der Gesundheit, der Harmonie, der geistigen und körperlichen Freiheit, wie der Berufsverband der Yoga-Lehrenden in Deutschland (BDY) in einer Umfrage im Jahr 2014 zeigt. Eine andere Quelle schätzt die aktuelle Zahl der Yoga-Praktizierenden auf rund fünf Millionen hierzulande.

Yoga ist in unserer Gesellschaft angekommen: Das zeigt zum Beispiel auch die aktuelle deutsche Kino-Komödie „SMS für Dich“ – im romantischen Drama gehen Clara und Katja gerne auf die Matte. Sogar Lebensmittel-Discounter überschlagen sich mit Fashion-Angeboten, leider bis jetzt nur für Yogini. Und über Wandern kombiniert mit Yoga sowie Yogilates (ein Mix aus Yoga und Pilates), Schwitz- oder Lachyoga schmunzeln wir lange nicht mehr. Wir praktizieren sie. Aber was ist eigentlich Yoga? Was hat es für eine Wirkung und für wen ist es gut?

Was bedeutet Yoga?

Übersetzt aus der altindischen Sprache Sanskrit bedeutet Yoga „anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren“. Es geht dabei um eine Art Lebensphilosophie, die auf einer Reihe geistiger und körperlicher Übungen gründet. Diese binden Körper und Geist zusammen, um einen gesünder und gelassener leben zu lassen.

Yoga ist kein Turnen und keine Religion. Jedoch wird der Körper fit und die Seele stark dadurch. Zudem sorgt er dafür, dass der Stoffwechsel angeregt wird, Muskeln und Wirbelsäule gestärkt oder Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen gelindert und verhindert werden. Nicht nur die physische, sondern auch die mentale Fitness steht bei jeder Praxis an der Tagesordnung. Neben dem Körper wird auch unser Geist trainiert: Wir nehmen unsere Gedanken bewusster wahr und lernen, diese zu lenken. Das Wichtigste dabei ist: Den Mitmenschen sowie der Welt frei von Vorurteilen gegenüberzutreten. Unsere physische und seelische Reinheit und Freiheit lässt uns eins werden: mit den Mitmenschen, mit der Welt und mit uns selbst.

Yoga & Yoga-Arten

Um eins mit sich selbt zu werden, stehen uns mehrere Stile zur Auswahl: Vom schweißtreibenden Ashtanga-Yoga über den in Deutschland vielleicht meist verbreiteten Hatha-Yoga bis zum stark spirituellen Kundalini-Yoga. Sind wir lebhaft und temperamentvoll, entscheiden wir uns eher für eine dynamische Richtung wie der Ashtanga. Sind wir etwas ruhiger und in sich gekehrt, dann womöglich für den meditativen Kundalini-Yoga. Welche Methode zu wem am besten passt, probiert man am liebsten selbst aus. Viele Studios bieten unverbindliche Probe-Stunden mit smarten Preisen. Auch sogenannte Drop-Ins – Vorbeikommen (mehrmals sowie unverbindlich) und Mitmachen sind heute beinah in jedem Studio gang und gäbe. So lässt sich die optimale Art für jeden Menschentypen unkompliziert herausfinden.

Was erwartet mich in einer Yoga-Stunde?

Mantra oder Mediation am Anfang? Wie Lehrer ihre Yoga-Stunde starten und gestalten, bleibt ihnen überlassen. Obwohl es keine festen Regeln und Vorschriften über deren Ablauf gibt, gehören folgende Methoden zum klassischen Üben:

  • Meditation – stilles Sitzen und Atemmeditation
  • Pranayama – Die Atemübungen regulieren den Energiefluss
  • Asana – Üben von Körperhaltungen wie Vor- und Rückbeugen, Drehungen, Umkehrhaltungen
  • Mantra – Singen des Mantras „Om“ beispielsweise am Anfang und/oder am Ende; es gibt verschiedene Mantras
  • Savanasa – circa zehnminütige Tiefentspannung am Ende der Praxis

Je nach Art kann natürlich der eine oder andere Baustein dominieren. Schaffen wir es, den Körper in Bewegung und die Bewegung der Gedanken zum Stillstand zu bringen, haben wir alles richtig gemacht.

Woran erkenne ich das richtige Studio und den richtigen Lehrer?

Obwohl Yoga seit Langem kein mehr Hype ist, sondern Alltag, gibt es immer noch genug Menschen, die sich nicht trauen, auf die Matte zu gehen.
Viele Fragen beschäftigen einen, der vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben Yoga ausprobieren möchte:

Ist das nahe gelegene Yoga-Studio das richtige für mich?
Werde ich mich dort wohl fühlen?
Bin ich bei diesem Lehrer gut aufgehoben?
Was ziehe ich zum Training an?
Kann ich die anderen Teilnehmer gut riechen und sie mich?
Komme ich beim Üben mit?

Die Antwort ist ganz einfach: „The proof of the pudding is in the eating“. Auf Deutsch: Studieren geht über Probieren. Testen Sie ruhig ein oder zwei Studios in ihrem Wohnviertel in Probestunden oder Drop-Ins. Lassen Sie dann ihren Bauch entscheiden. Ein geräumiges, helles, mit Liebe eingerichtetes und ruhig gelegenes Studio wird Ihnen mit Sicherheit positiver in Erinnerung bleiben als ein dunkles Mini-Studio. Besonders für Anfänger ist es ratsam, erst einmal geschützt in einem Studio unter der Leitung eines Lehrers zu üben. Ansonsten kann Yoga überall praktiziert werden: im Park, zuhause, im Büro, in der Fußgängerzone oder am Strand. Wichtig dabei ist es, Verletzungsgefahren nicht zu ignorieren.

Die Sache mit dem Lehrer ist meistens eine Frage der Chemie – entweder stimmt sie oder sie stimmt nicht. Wie bei Vorstellungsgesprächen entscheiden womöglich die ersten drei Sekunden darüber, ob du deinen persönlichen Guru gefunden hast.
Jedenfalls sollte ein guter Lehrer seine Schüler motivieren und sie auf dem Weg zu ihren Zielen professionell betreuen und begleiten können.
Nicht zuletzt: Ein Yoga-Lehrer sollte gut ausgebildet sind. Ein Zertifikat des BDY (der Berufsverband der Yoga-Lehrenden in Deutschland) sowie der EYU (der Europäischen Yoga Union) – dafür müssen mindestens 500 Unterrichtseinheiten vorgewiesen werden – oder eine Bezuschussung der Kurse durch die Krankenkassen können ein Qualitätsmerkmal sein.

Yoga und das Rundherum

Ein weiterer Aspekt, der angehende Yogis von einer Trainingseinheit abhält, sind vielleicht die anderen Teilnehmer. Oft unterschätzt man seine eigene Fitness oder vergleicht sich automatisch mit Teilnehmern, die gelenkiger performen.
Eine ganz einfache Lösung dieser unberechtigten Angst ist es zum Beispiel, in einem persönlichem Gespräch mit dem Lehrer folgende Punkte zu klären: körperliche Fitness, Wünsche, Ziele und Vorstellungen.

Darüber hinaus bieten die meisten Studios verschiedene Kurse – für Anfänger, für Fortgeschrittene, für Wiedereinsteiger oder Quereinsteiger. Diese können auch von montags bis sonntags zu unterschiedlichen Uhrzeiten besucht werden. Bei den meisten davon handelt es sich um offene Kurse – für sie ist oftmals keine Voranmeldung notwendig ist. Auch eine private Yoga-Stunde steht Interessenten häufig zur Verfügung. Bei dieser Angebotspalette ist der Kurs, der am besten zu einem passt, bestimmt auch dabei.

Nicht zuletzt stellen sich viele Teilnehmer, besonders die Damen, die Frage: Was ziehe ich an? Ein Jogger oder Leggings? Hat man etwas mehr Speck auf den Rippen, neigt man dazu, sich in Schlabberhosen und weiten T-Shirt zu verstecken. Besser sind jedoch Outfits, die der Anatomie des Körpers folgen, sodass wir uns im Trainingsflow frei bewegen können. Beim Yoga geht es neben Bewegung um Konzentration, Ausdauer sowie Disziplin. Es geht dabei weniger um den aktuellen Fashion-Hype. Es geht darum, mit weniger auszukommen. Eine 8o Euro teure Yoga-Matte bringt uns nicht schneller zum Ziel.

Fünf Irrtümer: Ich mache keinen Yoga, denn…

1. Irrtum: …ich bin zu dick und zu unsportlich

Dann bist Du der richtige Kandidat für Yoga. Denn: Durch regelmäßige Praxis purzeln die Kilos. Yoga ist kein Sport und keine Diät. Er ist vielmehr eine Einstellung, um gesünder und glücklicher zu leben. Daher kann das Wunschgewicht auch dauerhaft gehalten werden. Wir fühlen uns rundum ausgeglichener und Heißhungerattacken bleiben aus. Einige dynamischen Arten wandeln zudem Fett in Muskeln um. Unser Körper wird schlanker und geschmeidiger. Unser Selbstvertrauen kehrt zurück. Wer sich für dick und unsportlich hält, sollte es doch mal mit Yoga ausprobieren. Etwas Übergewicht stört beim Üben der Asanas keinesfalls.

2. Irrtum:…ich bin zu alt

Zu alt? Diese Einschränkung gibt es beim Yoga nicht. Das klingt eher wie eine Ausrede. Alles, was hier zählt, ist der Wille und die Begeisterung, etwas Neues auszuprobieren. Vor allem Best Ager sind darüber froh, Erfahrungen in einem Bereich zu sammeln, der für sie bis vor Kurzem eher Neuland war. Wehwehchen wie Rückenschmerzen lassen durch Yoga nach, andere werden vorgebeugt. Yoga bringt ein aktives, intensives und bewusstes Leben mit sich. Nichts spricht gegen eine sanfte Praxis auch für Best Ager.

3. Irrtum: …ich bin schwanger

Dann ist Schwangeren-Yoga (Pränatal-Yoga) und Rückbildungs-Yoga (Postnatal-Yoga) richtig und wichtig für Dich. Viele gesetzlichen Krankenkassen und nahezu alle privaten Krankenversicherungen bezuschussen diese Kurse. So sehr sich Frauen über die Schwangerschaft freuen, stellen sie sich auch viele Fragen: Wie ändert sich mein Körper? Wie geht es dem Baby? Wird die Partnerschaft auch demnächst zu dritt funktionieren? Fragen über Fragen. Um zur Ruhe zu kommen, um Kraft zu tanken, um körperlich fit zu bleiben oder als Geburtsvorbereitung sollten auch Schwangere Yoga praktizieren. Die meisten Pränatalkurse sollten Schwangere nach dem ersten Trimester aufnehmen. Mit Postnatalkursen sollten frischgebackene Mütter circa ab der 6. bis 8. Woche nach der Geburt beginnen. Das Leben mit dem Baby ist schön, oftmals auch stressig. Vieles ist noch ungewohnt. Mit Yoga bringen Mütter Körper und Seele wieder in Balance.

4. Irrtum:…ich bin ein Mann

Dann komm zum Yoga! Laut Umfrage der BDY aus dem Jahr 2014 ist der Frauen-Anteil der Yoga-Übenden deutlich höher als der Männer-Anteil. Ebenfalls das Angebot an Yoga-Outfits für Frauen ist breiter, bunter und kreativer. Da statistisch gesehen Singles zwischen 25 und 49 Jahren, die zudem gut ausgebildet sind, zu den typischen Yoga-Übenden gehören, hat Yoga neben Gesundheit einen kleinen Nebeneffekt: Vielleicht trifft man im Yoga-Studio den Partner für Leben…

5. Irrtum:…ich habe ein Handicap

Insbesondere Menschen mit Rücken- sowie Schulter-, Knie- und Handgelenkproblemen gehören zum typischen Klientel der Yoga-Studios. In diesem Fall werden die Übungen sanft ausgeführt, individuell angepasst sowie langsam gesteigert. Es wird jederzeit Rücksicht auf den körperlichen Zustand der Übenden genommen. Auch nach schweren Krankheiten oder medizinischen Eingriffen suchen viele Menschen nach einer Möglichkeit, zu einem strukturierten und entspannten Alltag zurückzufinden.